Dienstag, der 10.12.2024

Brandenburg läd Ostritz ein

von Ralf Krüger Quelle: Sächsische Zeitung


Ostritz. Kommune zeigt sich beim IBA-Forum in Großräschen als ökologische Modellstadt.

„Früher konnten die Frauen hier ihre Wäsche nicht aufhängen. Inzwischen gibt es bei uns im Winter wieder weißen Schnee“, sagt Friedrich Tschirner. Der 55-Jährige ist Bürgermeister der „Ökologischen Modellstadt“ Ostritz .

Damals, als es die DDR noch gab, qualmten die Schlote von Hagenwerder herüber und hüllten den Ort nicht selten in giftig-gelben Dunst. Heute ist Ostritz ein energetisches Musterbeispiel. Hier wird die Wasserkraft der Neiße ebenso genutzt wie der beständige böhmische Binnenwind. Es gibt ein Biomassekraftwerk auf Holzbasis und die Sonne strahlt nicht nur im „Garten der Bibelpflanzen“ des Klosters St. Marienthal, sondern auch auf Solarzellen von zahlreichen Hausbesitzern. Selbst aus Pflanzenöl wird in Ostritz Strom gewonnen. Ziel ist, die Stadt samt Kloster und Begegnungszentrum ausschließlich mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Viel Geld der Deutschen Bundesstiftung Umwelt floss deshalb in den Ort.

Keine Mieter für Öko-Siedlung

Weil Ostritz auf seinem Weg schon viel erreichte, wurde auch die Internationale Bauausstellung (IBA) in Großräschen aufmerksam. Hier findet am 19. und 20. April ein Forum zu „Erneuerbaren Energien“ statt. Pate für die Veranstaltung ist das Bundesumweltministerium, das den Kontakt zu Ostritz herstellte. Ziel ist, die Akzeptanz alternativer Energieformen in Regionen wie der Lausitz zu verbessern.

Friedrich Tschirner ist einer der Referenten. Er ist stolz auf das Erreichte. Aber skeptisch ist er auch. „Für wen soll man eine ökologische Wohnsiedlung bauen, wenn es keine Mieter gibt?“, fragt sich der Mann. Sie wurde nicht gebaut. Wie überall in der Oberlausitz laufen auch in Ostritz die Leute davon, vor allem die jungen. „2827 Einwohner sind es noch.“ Tschirner kennt die Zahl genau. In diesem Jahr sind schon 29 gegangen, bis zum Jahresende werden es sogar 50 bis 60 sein.

Sorge und Hoffnung

Aber auch die ökologischste Stadt hat keine Zukunft ohne Bewohner. Deshalb mischen sich Sorge und Hoffnung in Ostritz. „Manche Ziele haben wir erreicht, andere nicht. Es fehlen einfach die Menschen, die das Aufgebaute später nutzen können.“ Einerseits hat der Ausbau zur Modellstadt mindestens 100 Arbeitsplätze im Ort geschaffen. Andererseits hat seit 1990 fast ein Viertel der Bevölkerung Ostritz verlassen. Trotzdem wird der Bürgermeister gern erzählen über die Erfahrungen beim Umbau „zu einer nachhaltigen Energieversorgung“. Sein Vortrag ist nur einer von vielen zum Thema Energie. Wissenschaftler aus ganz Deutschland sind geladen, um der „Energieregion Lausitz“ neue Impulse zu verleihen.

Energie-Jahr wird eröffnet

Die Tagung ist gleichzeitig der Auftakt für das IBA-Themenjahr „Energie“. Zudem wird die Ausstellung „Energieland Lausitz 2007“ eröffnet. Sie thematisiert die Entwicklung der Energiegewinnung aus Braunkohle sowie Fragen des globalen Klimawandels. In einer „Bürgerausstellung“ beschreiben Menschen aus der Lausitz ihre Heimat und ihre zwiespältige Haltung zum Thema Energielandschaft.



Ab heute ist die Ausstellung „Energieland Lausitz 2007“ bis Jahresende täglich (außer montags) von 10 bis 18 Uhr auf den IBA-Terrassen in Großräschen zu sehen.


Projektträger

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02899 Ostritz
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Projektdurchführung

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